Der Kiebitz und der Rabe

In früheren Zeiten sah man den Kiebitz in den Trebelwiesen noch in großen Mengen. Damals sangen die Kinder in Kirch Baggendorf, Bassin, Grellenberg, Holthof und anderen benachbarten Dörfern dieses heute wohl vergessene Lied:

Kiwit,
wur blieb ik?
In’ n Brummelbeerbusch.
Dor sing ik
dor spring ik,
dor hew ich min Lust.

Und man erzählte diese Fabel:

Der Rabe hatte den Kiebitz überredet, im Herbst nicht in den warmen Süden zu ziehen. Anfangs gefiel es dem Kiebitz in den schönen Herbsttagen auch recht gut, als aber der Winter mit Frost und Eis in unser Land zog, froren ihm die Füße. Voller Schmerzen hin und hertrippelnd, rief er wieder und wieder: „Herr Jes, mine Beene, mine Beene!“
Der boshafte Rabe aber lachte und krächste höhnisch: „so geits mi alle Johr, so geits mi alle Johr!“
Deshalb versucht der Kiebitz, dem Raben zum Trotz, des Winters immer wieder im Lande zu bleiben.